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DER AUTOR

"Die Freizeitpresse" hat den bekannten Autor vieler Erzählungen, Clemens Maria Auböck, in seiner Wohnung im 6. Stockwerk einer idyllischen kommunalen Wohnanlage am Grundwassersee zu Füßen des Müllberges aufgesucht. Der Autor wollte unserem Team zunächst nicht öffnen. Auf Anraten eines Nachbarn haben wir dann eine Banane vor das Guckloch gehalten. Das daraufhin entstandene Interview geben wir für unsere Leser ungekürzt und in der Originalversion wieder (A.= Autor, FZ.= Freizeitpresse).

A.: (Öffnet die Türe und streckt die Hand aus): Geben Sie mir diese Banane!

FZ.: (übergibt die Banane): Darf ich eintreten, Herr Professor?

A.: (Nimmt die Banane und tritt beiseite): Wenn es unbedingt äh, sein muß!

FZ.: (Eintretend): Sie essen so gerne Bananen, Herr Professor?

A.: Ich esse keine äh, Bananen, ich liebe sie wegen ihrer Form. Bananen gehören zu den wenigen krummen Dingen, welche das äh, Licht der Öffentlichkeit nicht zu scheuen brauchen (führt FZ. weiter ins Wohnzimmer, in welchem überall, einzeln und in Gruppen, Bananen auf das geschmackvollste arrangiert sind. Bietet FZ. einen Stuhl an).

FZ.: Herr Professor, Sie sind erst vor vierzehn Tagen anläßlich ihres fünfundsiebzigsten Geburtstages für Ihre Erzählungen mit dem Professorentitel ausgezeichnet worden.

A.: Ich habe mir das selbst schon überlegt: Der Geburtstag war, wenn man die zeitliche äh, Koinzidenz in Betracht zieht, offenbar der Anlaß dafür. Ob mir diese äh, Auszeichnung allerdings wegen oder trotz meiner Geschichten verliehen worden ist, darüber bin ich mir nicht im klaren. Ich weiß auch weder, ob die anderen Herren Professoren über meine Zugehörigkeit zu ihrem äh, Stande glücklich sind, noch, ob ich mich in ihrer Gesellschaft, wenn ich mich so recht umsehe, auch richtig äh, wohl fühlen kann.

FZ.: Zum Anfang, Herr Professor, eine einfache Frage: Besitzen Sie ein Fernsehgerät?

A.: Ja... (sucht).

FZ.: Bemühen Sie sich nicht, Herr Professor. Gehen wir gleich medias res: In meinen Unterlagen steht, daß Sie, bevor Sie mit dem Schreiben von Erzählungen begonnen haben, als Schüler tätig waren. Unsere Leser werden wissen wollen, wie es dazu gekommen ist.

A.: Das lag bei uns gewissermaßen äh, in der Familie: Mein Vater war Schüler und auch meine Mutter war vor ihrer Ehe Schülerin, es war also naheliegend, daß auch ich in ihre äh, Fußstapfen treten würde. Ich war sogar ein sehr guter Schüler und konnte mich immer lange äh, in der jeweils ersten Klasse halten.

FZ.: Vielleicht sagen Sie unseren Lesern jetzt, wann und warum Sie mit dem Schreiben von Geschichten begonnen haben.

A.: Daran kann ich mich sehr gut äh, erinnern. Es war dies kurz nachdem mir die erste Geschichte eingefallen war. Ich hatte zuvor eigentlich keinerlei Veranlassung äh, dafür, wenn ich mich auch in diesem Punkt richtig erinnere. Womit auch der zweite Teil ihrer äh, Frage beantwortet wäre.

FZ.: Herr Professor, es wird unsere Leser auch interessieren, wie und wo Ihnen die Inspiration für Ihre Werke kommt.

A.: (Unbehaglich zum Mikrophon blickend): Muß ich das vor diesem äh, Mikrophon sagen?

FZ.: Es würde unsere Leser bestimmt freuen, etwas darüber zu erfahren.

A.: Dann sag' ich es Ihnen in's Ohr (flüstert): sstch mstns äh, fwstl chfchen.

FZ.: Ich darf das für unsere Leser so formulieren, daß Herrn Professor die Eingebung meistens an kleinen, stillen Orten kommt.

A.: (Nickt erleichtert): Ja, das haben Sie sehr schön äh, ausgedrückt.

FZ.: Vielleicht könnten Sie unseren Lesern auch etwas über Ihre Technik des Schreibens verraten, Herr Professor.

A.: Ich würde in diesem Zusammenhang nicht unbedingt äh, von einer bestimmten Technik sprechen. Für mich ist es jedenfalls sehr äh, wichtig die Geschichte aufzuschreiben, bevor ich sie wieder vergesse. Wichtig ist auch, die gleiche Geschichte äh, nicht ein zweites Mal zu schreiben, weil dies häufig unnötige Arbeit ist. Wenn schon nicht die Verleger, so merken es manchmal die Leser.

FZ.: (Deutet auf ein Stehpult mit ziemlich kurzen Beinen. Einige Bananen liegen auf der Pultoberfläche): Gehe ich richtig in der Annahme, daß all diese wunderschönen Erzählungen auf diesem originellen Stehpult, welches mich an die Comptoirs der Jahrhundertwende erinnert, niedergeschrieben werden?

A.: Sie gehen damit völlig richtig. Der Vorteil eines solchen äh, Pultes liegt darin, daß es einem den jährlichen Gang zum Augenarzt erspart. Ich lasse mir statt dessen äh, den Tischler kommen, welcher dem Pult so weit die Beine kürzt, bis ich wieder äh, ordentlich lesen kann, was darauf liegt. So etwa 7cm je Dioptrie. Nur symmetrisch, natürlich. Wobei man kleine Unterschiede durch Einlagen äh, in den Schuhen ausgleichen kann.

FZ.: Gibt es in Professor Auböck's Leben noch unerfüllte Wünsche, nicht realisierte Projekte?

A.: Ich habe einmal vor vielen Jahren, auf äh, Urlaub in Dalmatien, einen pensionierten Kapitän namens Ivo Miculic kennengelernt, der noch unter Österreichischer Flagge das Meer befahren hatte und daher sehr gut äh, Daitsch sprach. Er hat mich auf sein Zimmer in einem Heim für pensionierte Marineoffiziere geführt. Er hatte dort ein riesiges Aquarium mit einer Heulboje darin, welche ihm die vollen äh, Stunden anzeigte. Als ich ihn im Jahr darauf abermals besuchen wollte, um seine Geschichte aufzuschreiben, war er in der Zwischenzeit gestorben gewesen. Ich habe zuviel Respekt vor dem alten Herrn, um ihm eine erfundene Geschichte äh, zu unterschieben.

FZ.: Herr Professor, wir stellen zum Abschluß unserer Interviews bekannter Persönlichkeiten immer eine Serie von bestimmten Fragen, welche es unseren Lesern ermöglichen, aus den Antworten Rückschlüsse auf die Psyche des Interviewten zu ziehen und außerdem direkte Vergleiche zwischen den einzelnen Persönlichkeiten anzustellen. Ich werde also mit diesen Fragen des sogenannten Psychogrammes beginnen. Frage Nummer 1: Unter welchem Tierkreiszeichen sind Sie geboren?

A.: Sie haben mit dieser Frage völlig recht. Ich bin nachweislich unter einem Tierkreiszeichen geboren worden.

FZ.: Als nächstes die Frage nach Ihrem Lieblingsmaler?

A.: Also das ist äh, der Gustav. Erstens wegen seiner Symphonien, und zweitens kenne ich äh, keinen anderen Mahler.

FZ.: Vielleicht sollte ich diese Frage etwas anders stellen: Welche sind Ihre Lieblingsbilder?

A.: Ja, das sind die "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgski, allerdings nicht in der Orchesterfassung von äh, Ravel, sondern in der ursprünglichen Klavierfassung. Erstens ..

FZ.: Als nächste ist die Frage nach Ihrer Lieblings-Freizeitbeschäftigung an der Reihe.

A.: In meiner Freizeit gehe ich zum Beispiel gerne äh, in die Oper.

FZ.: Wie schön! Auch unsere Leser würden sicher gerne öfter in die Oper gehen. Welche Vorstellungen, Herr Professor, besuchen Sie dort am liebsten?

A.: Ich besuche dort überhaupt keine Vorstellungen. Ich besuche äh, die Abendkasse. Dort schaue ich mir die Preise an und gehe wieder nach Hause. Ich habe mir auf diese Weise schon mehr Geld erspart, als ich jemals äh, verdient habe.

FZ.: Was, Herr Professor, macht den Menschen erst zum Menschen?

A: Ja, was eigentlich wirklich?

FZ.: Ihr Lieblingsbaum?

A.: Bin ich äh, ein Hund?

FZ.: Ihr Lieblingsstein?

A.: Sie werden von mir nun sicherlich äh, erwarten, daß ich Ihnen den Horst Stein oder den Albert Einstein nenne. Ich habe aber keinen Lieblingsstein. Ich liebe ganz allgemein große, runde, von der äh, Sonne vorgewärmte Steine, auf welche man sich setzen kann, ohne daß man gleich davon...

FZ.: Medizinische Probleme werden in einer anderen Rubrik unseres Magazins erörtert, Herr Professor. Darf ich Sie nun nach Ihrer bevorzugten Periode der Geschichte fragen, Herr Professor?

A.: Wenn ich mich auf meine bescheidenen Geschichtskenntnisse äh, verlassen darf, so würde ich meinen, daß diese bevorzugte Periode noch nicht äh, stattgefunden hat. Ich möchte daher als zweitbeste Lösung die äh, Gegenwart nennen.

FZ.: Bestimmt werden Sie, Herr Professor, ein Lieblingsbuch haben?

A.: Ein Lieblingsbuch, ja, tatsächlich, ich besitze äh, ein Lieblingsbuch, aber wo.... (beginnt wieder zu suchen).

FZ.: Vielleicht könnte man es so sagen: Welche Bücher haben Sie mehrmals gelesen, Herr Professor?

A.: Meine eigenen Bücher habe ich alle mehrmals gelesen, und zwar erstens...

FZ.: Ich komme nun zur letzten Frage für unsere Leser: Welche drei Dinge würden Sie, Herr Professor, auf die berühmte einsame Insel mitnehmen?

A.: Ich möchte mir diese Überlegung für den richtigen äh, Zeitpunkt aufheben und mich nicht vorschnell festlegen. Ich kann Ihnen aber jetzt schon versichern, daß ich bestimmt nicht Sie, Ihre Kamera und dieses äh, Mikrophon mitnehmen würde, hihi.

FZ.: Im Namen unserer Leser danke ich Ihnen für dieses äh, Gespräch, Herr Professor.

A.: Ich danke Ihnen für dessen Beendigung.

 

Nachdruck mit freundlicher, äh, Genehmigung der "Freizeitpresse" GmbH. & Co. KG.